Fußnoten

Schwieriger sind jene Gespräche, bei denen man sich plötzlich gegenübersteht und keinen Faden findet, der sich aufnehmen ließe. Man sucht fieberhabt nach einem Anknüpfpunkt, weil das Schweigen langsam peinlich wird, aber es ist ebenso deutlich, dass es einfach keine gemeinsamen Themen gibt.

Hätte ich den Sprung nach oben nicht geschafft, wäre quasi meine gesamte Jugend vertan gewesen, und ich hätte wieder von vorne anfangen können – mit was auch immer, denn außer Musikmachen habe ich ja nie etwas anderes ernsthaft in den Blick gefasst. Das Risiko, dass ich dabei eingegangen bin, wurde mir erst später bewusst; umso dankbarer bin ich dafür, wie es gekommen ist. Wahrscheinlich war meine ­Betriebsblindheit sogar mein großes Glück, denn sie hat mich vorangetrieben, ohne die Risiken und Nebenwirkungen zu ­bedenken. Ich habe in meiner Jugend jedenfalls nichts vermisst – ich wollte einfach nur so gut wie möglich Horn spielen.

Man denke an Brahms und sein Trio für Horn, Violine und Klavier: Im Grunde passiert da in den ersten Takten des 1. Satzes nicht viel. Eine einfache Melodie, die nur durch vereinzelte Akkorde im Klavier unterfüttert wird. Doch in diesen Takten steckt so viel drin, was man herausholen kann. Das macht großartige Kompositionen aus!

Ich bin kein Typ, der sich von Umständen leiten lässt; dieser Antrieb war nicht von außen vorgegeben, sondern er steckte in mir drin, und mein Ehrgeiz wurde immer größer, je mehr sich meine Persönlichkeit entwickelte.

Womit er nicht gerechnet hatte: Nun bekam er doppelten Ärger, nicht nur fürs Trödeln, sondern vor allem dafür, dass er dem armen Felix auch noch die Schuld daran geben wollte. Denn der konnte ja niemanden ins Gebüsch stoßen, der liebe kleine Junge …

Überhaupt war sie mir viel zu ruhig und nahm mir jede Freude an meinem Dasein; wie soll man sich neben so einer Musterschülerin denn noch ordentlich danebenbeneh‍

Bis ich wieder üben darf, vergeht deshalb ein guter Monat, und das ist für einen Musiker eine halbe Ewigkeit. Wir haben nämlich dasselbe Problem wie Hochleistungssportler: Die Muskulatur, in unserem Fall die des Ansatzes, baut sich wahnsinnig schnell ab. Ich kann nach wochenlanger Abstinenz nicht volle Pulle losspielen, sondern muss mich erst langsam wieder auf mein altes Niveau zurückhieven

Man muss sich dabei zuhören können, reaktionsschnell sein, in Sekundenbruchteilen reagieren und das Instrument blind beherrschen. Ein Zustand wie in Trance; als liefe in meinem Kopf ein Film und alles andere automatisch ab.

Wahrscheinlich waren das auch nur verkappte Kinderlieder aus Tschechien oder Polen, die ich bloß nicht kannte, aber zumindest erfüllten sie ihren Zweck: Ich probte nicht mehr den Aufstand, sondern – wieder einigermaßen brav – mit meinem Horn.